mien deern
ein letzter blick zurück, bevor ich aus deiner haustür heraus ging.
gekrümmt saßt du in deinem rollstuhl - "auf wieder sehen, mien deern", waren deine letzten worte.
doch wir werden uns nicht wieder sehen - denn in ein paar tagen werde ich weinend an deinem krankenhausbett stehen und dir ein letztes mal ein kuss auf deine wangen geben.
so viel habe ich dir zu verdanken, immer warst du für mich da - nie geurteilt, nie nach dem warum gefragt – nicht ein einziges mal in all diesen jahren.
ein letzter kuss auf die wange, die tränen wischte ich dir aus dem gesicht. mein herz brach, als du weinend vor mir saßt. vor dir war ich stark, doch als die haustür hinter mir ins schloss fiel, kamen die tränen auch aus mir.
"mien deern, ich bin so stolz auf dich." deine worte hallten in mir - bis mama, ein paar stunden später am telefon sprach: "er wird es nicht schaffen durch die nacht."
station 6, zimmer 14
im raum stehend sagte ich auf wiedersehen, ich war da, hielt deine hand, während du schwere atemzüge nahmst.
solltest du deine augen demnächst schließen, weiß ich, dass du mich niemals vergessen wirst, stattdessen nimmst du mich mit - in deinem herzen. eine kerze zünde ich für dich an und puste sie aus, denn mit dem rauch, opa, gehst auch du hinaus.
du bist mein bester freund opa, wir haben so vieles erlebt - du hast die schwierigsten zeiten mit mir durchlebt.
so viel habe ich von dir gelernt – wie man das negative entfernt. du hast mich gelehrt, dass das leben nicht nur aus schmerzen besteht, sondern aus den momenten, in denen wir uns selbst finden.
dankeschön, dass du mein opa bist. wir werden uns wieder sehen - in weit entfernter zukunft, bis dahin werde ich es ohne dich überstehen, dich weiterhin stolz machen, während du bald von oben über mich wachst und hoffentlich mit deiner schwester, die du so sehr vermisst hast, über alte zeiten lachst!
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